Auch Berlin hat sein Barettino. Nach italienischer Art, pure Gaumenfreude!
Sfogliatelle mit Ricottafüllung, Pastiera napoletana und last but not least Schoko-, Vanillecreme- und Marmeladen-Croissants. Das alles gehört bloß zum Frühstück. Hinzu kommen noch salzige Spezialitäten: vegetarische Lasagne oder mit Fleischsoße, Spaghetti mit Pesto, Mezzelune (Schlutzkrapfen) in Butter-Salbei-Soße, Focaccia mit Tomaten und Oliven oder verschiedenen Füllungen wie z.B. gekochtem Schinken und Rosmarin, gemischte Salate jeder Art sowie Omelette und Quiche. Alle diesen Gerichte sind erstens dadurch verbunden, dass sie alle auf der Speisekarte vom Barettino, einem schönen Restaurant-Café (sowie Bar, wie der Name schon andeutet) in Berlin-Neukölln, erscheinen. Zweitens handelt es sich dabei ausschließlich um hausgemachte Speisen. Sogar die frischen Teigwaren und die Pesto-Soße sind hierbei nicht ausgeschlossen. Man kann sich kaum vorstellen, dass eine berlinerische Küche so viele unterschiedliche leckere Gerichte “aus dem Ofen nehmen” kann.
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Eine weibliche Realität. In der Reuterstraße 59 heißen uns die Inhaberinnen des Lokals herzlich willkommen. Beide sind dreißigjährig: Maria ist Italienerin und stammt aus Cattolica, Djamila ist Deutsche und stammt aus Freiburg. Zwischen einem Kaffee und einem Einkauf, um den Gästen ein komplettes Mittagessen anbieten zu können, erzählen sie uns über ihr Abenteuer als Unternehmerinnen. «Es ist keine leichte Aufgabe, Produkte in Spitzenqualität zu finden. Unsere Produkte sind 100% italienisch. Berlinerisch ist hier bloß die Stimmung unseres Cafés.» Das Barettino ist einfach eingerichtet, aber durch religiöse Elemente und eine Punk-Note gekennzeichnet: Ein Schädel begrüßt uns an der Kasse und verschiedene Schwarzweißbilder von Punkkonzerten sind wesentlicher Teil des Lokals. “Yellow dirty”, wie Djamila sie bezeichnet, ist hier die vorherrschende Farbe. Eine heimische Stimmung kennzeichnet das Lokal. Der besondere Stil bleibt aber der unbestrittene Protagonist. Die Kunden grüßen die Mädchen auf informelle Weise und fühlen sich hier wie zu Hause. «2013 wurde das Barettino nach vielen Jahren Erfahrung in der Gastronomie eröffnet. Wir wollten einen Ort nur für uns finden, an dem wir unsere italienische und deutsche Herkunft verschmelzen und uns selbst entfalten könnten. Zwar sind wir unterschiedlich, klar, aber uns verbindet ein besonderes Verhältnis» erzählt Maria lächelnd. Maria ist das Sinnbild der “typischen Italienerin”: Sie wirkt sehr temperamentvoll, was das Klischee nicht widerspricht, laut dessen die Italiener immer ausgelassen und spaßig sind. 2010 haben sich Maria und Djamila kennengelernt, als beide in einem italienischen Café arbeiteten. (Fast) sofort haben sie Freundschaft geschlossen. «Das erste Mal, dass ich Djamila gesehen habe, habe ich gedacht, sie war unsympatisch. Aber am ersten Arbeitstag sind wir gleich gekleidet und mit derselben Musik in den Kopfhörern angekommen. Ich habe mich damals sehr darüber gefreut, mit ihr zu arbeiten und seitdem haben wir uns nie wieder getrennt» erzählt Maria.
Das Lokal. Die Sitzplätze sind ungefähr 50. Jedes Gericht wird mit großer Aufmerksamkeit und Hingabe vorbereitet, sogar in Hinblick auf das Aussehen der Speise. «Am Anfang war das Barettino anders als wir es heute kennen. Wir mögen seine Spontaneität. Die im Lokal verstreuten religiösen Elemente sind ganz plötzlich hier aufgetaucht, als ob sie auf der Suche nach uns wären. Einige haben wir von einigen Kunden als Geschenk bekommen, andere haben wir zufällig gefunden. Nur das Standbild des Papstes, das sich auf dem Regal gleich am Eingang befindet, gilt irgendwie als Beschützer des Lokals. Es gehörte meiner ehemaligen Mitbewohnerin. Seitdem sie es in unserer Wohnung gelassen hat, habe ich es immer dabei».
Die Bar in Italien: fast eine Religion. «Eine italienische Bar ist anders als das, was man in Deutschland unter der Bezeichnung Café versteht. In Italien ist eine Bar gleichzeitig eine Imbissstube. In unserem Falle sind wir ebenfalls ein Restaurant, denn wir lieben kochen. Zugleich würden wir uns nicht als klassisches italienisches Lokal bezeichnen, sondern eher als eine berlinerische Bar mit italienischem Flavour». Das Personal ist vorwiegend italienisch aber auch multikulti. «Das galt auch für unsere Kundschaft, als wir das Lokal eröffnet haben. Nun haben wir ebenfalls viele deutsche Kunden und Touristen». Das Barettino ist ein Must fürs Frühstück. Cappuccino (ohne eine drei-zentimeter-dicke Schaumkrone), Espresso, Schoko- und Marmeladen-Croissants, Sfogliatelle, Kuchen und Mini-Pastiera. All diese Köstlichkeiten sind frisch vor Ort zubereitet und schmecken ausgezeichnet. Man sollte das deutsche Frühstück mit Aufschnittetellern und Rühreiern (der Teller Anarchy in the kitchen schmeckt dabei am besten) nicht verpassen. Für eine kurze Mahlzeit sind die Panoni ideal, d.h. mit typisch italienischen Zutaten gefüllte Brötchen. Wenn man dagegen lieber etwas leichteres bestellen möchte, sind die würzigen und schmackhaften Salate eine gute Alternative. Und schließlich gibt es Spritz, erlesene Weine, Teigwaren mit verschiedenen Soßen (manchmal sogar mit Scampi): «Unsere ist eine „Muttis Küche“, die die vielen Italiener in Berlin zu trösten versucht, die Heimweh haben».
Barettino
Reuterstraße 59, 12047 Berlin
Öffnungszeiten: Montag-Sonntag, 9:00-22:00
Öffnungszeiten ab 1. Oktober: jeden Tag, 9.00-0.00 (Küche schließt um 23.00)
Telefon: +49 (0)30 25563034
E-Mail: barettinoberlin@gmail.com
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